Indirekte Emissionen

Der unsichtbare Klimafaktor.
Die Stadt Wädenswil verfolgt mit dem Masterplan Energie und Klima 2030+ ambitionierte Ziele. Doch um klimaneutral zu werden, müssen die indirekten Emissionen stärker in den Fokus rücken. Diese entstehen nicht direkt in Wädenswil, sondern durch die Produktion und den Transport von Waren und Dienstleistungen für die Stadt – von Baumaterialien bis hin zu Lebensmitteln. Ohne eine gezielte Strategie in diesem Bereich bleibt das Netto-Null-Ziel unvollständig.

Bisher konzentrieren sich viele Klimaschutzmassnahmen auf den direkten Energieverbrauch innerhalb der Stadtgrenzen. So erfasst Wädenswil vor allem Emissionen aus der Wärme- und Strom-Erzeugung und aus der Mobilität. Konsumbedingte CO₂-Emissionen aus Ernährung, Bau und weiteren Bereichen werden nur begrenzt berücksichtigt. Eine systematische Erfassung oder quantitative Zielvorgaben fehlen. Diese indirekten Emissionen sind rund drei Mal so hoch wie die bisher überwachten Werte, was die Notwendigkeit eines umfassenden Ansatzes unterstreicht. Sonst bleibt ein grosser Teil der CO₂-Bilanz der Stadt im Verborgenen, insbesondere die Emissionen, die durch öffentliche Beschaffung, Bauprojekte oder den Konsum der Bevölkerung entstehen.

Büelenhäuser vor dem Abriss. Nachhaltige öffentliche Projekte brauchen mehr als gutes Bauen: kluge Bodennutzung, zukunftsweisende Materialien, eine menschenzentrierte Planung und eine Beschaffung, die den Betrieb dauerhaft umwelt- und sozialverträglich gestaltet.
Büelenhäuser vor dem Abriss. Nachhaltige öffentliche Projekte brauchen mehr als gutes Bauen: kluge Bodennutzung, zukunftsweisende Materialien, eine menschenzentrierte Planung und eine Beschaffung, die den Betrieb dauerhaft umwelt- und sozialverträglich gestaltet.

Öffentliche Beschaffung als Schlüssel zur Nachhaltigkeit

Eine Möglichkeit, den Klimaschutz wirksam auszuweiten, liegt in einer koordinierten öffentlichen Beschaffung. Eine spezialisierte Fachstelle könnte sicherstellen, dass Wädenswil nachhaltiger einkauft, wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen trifft und die Verwaltung sowie lokale Unternehmen bei umweltfreundlichen Beschaffungen unterstützt. Durch eine zentrale Steuerung lassen sich ökologische und ökonomische Aspekte besser abstimmen. Mit der Verabschiedung der verbindlichen Beschaffungsrichtlinien nach dem Energiestadt-Standard hat Wädenswil ein klares Zeichen gesetzt. Dies verleiht dem Thema neuen Aufschwung und eröffnet die Chance, eine Fachstelle aufzubauen, welche die Umsetzung aktiv begleitet: durch gezielte Schulungen, praxisnahe Beratung und bereichsübergreifende Koordination. So kann Nachhaltigkeit im Beschaffungswesen systematisch verankert und wirksam gelebt werden.

Klimaschutz endet nicht an unserer Stadtgrenze

Nachhaltigkeit braucht nicht immer neue Technologien. Einige Veränderungen wie der Heizungsersatz dauern. Konsumgewohnheiten hingegen können wir sofort anpassen. Damit die Bevölkerung ihren Beitrag dort leisten kann, wo er spürbar wirkt, muss die Stadt entsprechende Rahmenbedingungen schaffen und als Vorbild voran gehen. Wichtig ist nicht, wo Emissionen auftreten, sondern dass sie gesenkt werden – denn sie entstehen durch Entscheidungen, die hier getroffen werden.

 

 

 

Dieser Artikel erschien im Mai 2025 in der Parteizeitung «So».